Chinesische Hochzeit

13. Oktober 2024
Inhalt

Chinesische Hochzeiten beginnen früh. Da uns Chenxi gebeten hat, bereits um sieben Uhr bei ihrer Hochzeitssuite zu sein, hat unser Wecker um halb sechs geklingelt. Nach einem kurzen Besuch am Frühstücksbuffet, ging es für unser voller Vorfreude und Aufregung zur Hochzeitssuite.

Der Bräutigam muss seine Braut erobern

Neben herumwuselnden Foto- und Videografen haben wir in der Suite auch Chenxi in ihrem wunderschönen traditionellen, roten Kleid entdeckt. Auch einen Blick auf Tianyu in traditioneller Gewandung konnten wir erhaschen. Nachdem wir uns taktisch gut hinter dem Fotografen im Innern der Suite positioniert haben, hieß es für Tianyu: Lasset die Spiele beginnen!. Dieser stand nämlich mit seinen Begleitern vor verschlossener Türe. Zuerst musste er die Brautjungfern mit Hongbao (den roten Umschlägen, die auch beim Spring Festival eine große Rolle spielen) bestechen, damit diese die Tür öffnen. Nachdem Tianyu genügend Bestechungsgeld gezahlt hatte, durfte er in das Schlafzimmer vorrücken, in dem Chenxi auf dem Bett sitzend auf ihn gewartet hat. Bevor er ihr aber den Ring anstecken durfte, musste er sich erst noch in einigen Spielen beweisen. Er musste zum einen ein paar Fragen beantworten, aber auch singen (Tianyu kann sehr gut singen!) und sich in anderen witzigen Spielen beweisen.

Nachdem er ihr die Schuhe angezogen hat, durfte er ihr noch den Ring anstecken, natürlich alles überwacht von den Fotografen, dass es auch die perfekten Bilder gibt.

Teezeremonie

Nachdem Tianyu seine Braut erobert hat, haben wir uns wieder in unser Zimmer aufgemacht und uns auf die Fahrt zur Location eine Stunde später fertig gemacht. Währenddessen haben Tianyu und Chenxi mit ihren Eltern eine Teezeremonie abgehalten. Diese gehört zu den traditionellen Hochzeitsbräuchen in China. Wie uns Chenxi zuvor erklärt hat, dient diese Zeremonie dazu in die jeweilige Schwiegerfamilie aufgenommen zu werden. Ab diesem Zeitpunkt nennen Braut und Bräutigam ihre jeweiligen Schwiegereltern auch Mama und Papa.

Fahrt zur Hochzeitslocation

Um halb zehn hat ein für die Hochzeitsgäste angemieteter Bus uns und einen Haufen Geschenke zur Location gefahren. Scheinbar ist es üblich auf einer chinesischen Hochzeit Gastgeschenke zu verteilen. Mit drei Taschen beladen sind wir an der Hochzeitslocation angekommen. Dort wurden wir mit einigen Freunden von Chenxi und Tianyu bekannt gemacht, die alle englisch (und teilweise sogar deutsch) sprechen.

Als kleinen Snack gab es dort (sehr klitschige) Dumplings in einer Brühe. Nicht das perfekte Essen für zwei Gäste, die es nicht von klein auf gewohnt sind mit Stäbchen zu essen, aber dennoch lecker. Danach ging es auf die Wiese vor der Location für die Hochzeitszeremonie.

Hochzeitszeremonie

Die Hochzeitszeremonie war erstaunlich ähnlich zu einer deutschen Hochzeit. Man hätte meinen können, man befände sich bei einer deutschen freien Trauung. Wäre da nicht das Sprachproblem gewesen. Aber auch dafür gab es eine Lösung. Einer der Freunde von Chenxi und Tianyu hat uns während der Zeremonie mit Übersetzungen versorgt und vieles hat man aufgrund der Ähnlichkeit zu einer westlichen Hochzeit auch so verstanden.
Auch die Kleidung der beiden war nun die eines westlichen Hochzeitspaars. Tianyu trug einen Anzug und Chenxi ein weißes Prinzessinenkleid.

Der Unterschied, der uns am meisten aufgefallen ist, war die Übergabe des Brautstraußes. Anstatt ihn in eine Menge an unverheirateten Frauen zu werfen, hat Chenxi den Straus an eine ihrer Freundinnen übergeben.

Mittagessen

Nach der Zeremonie ging es zum Mittagessen. Wie am Tag vorher wurden immer wieder neue Speisen an die Drehtische gebracht. Haben wir das Essen am Tag zuvor schon als exotisch empfunden, war es nichts im Gegensatz zu dem Hochzeitsmahl. Wenn die Übersetzungen alle richtig waren, haben wir zum einen Haifischsuppe gegessen und sowohl Qualle, als auch Seegurke probiert. Zu unserem Lieblingsessen wird es allerdings nicht. Auch Hummer und Krabbe wurden serviert, aber da ist es bei uns schon daran gescheitert, dass wir keine Ahnung hatten, wie wir das am besten Essen sollen. Daher haben wir lieber versucht uns Speisen zuzuwenden, die uns vertrauter waren, aber vor allem Isabel als Vegetarierin bzw. Pescetarierin hat manches ein wenig Überwindung gekostet.

Während des Essens wurden auf zwei Leinwänden sowohl Hochzeitsbilder des Paares gezeigt, als auch Kinderbilder der beiden eingeblendet. Manche Traditionen sind trotz der Entfernung überraschend ähnlich 😉

Nachdem Chenxi wieder ihr Kleid gewechselt hatte, haben sich das Brautpaar und die Brauteltern vor den Gästen versammelt und Tianyus Mutter hat eine Rede gehalten. Nachdem auf das Paar angestoßen wurde, hat die Gruppe ihre Runde von Tisch zu Tisch gemacht, um Glückwünsche entgegen zu nehmen und anzustoßen.

Zeitgleich wurde noch für die weitere Unterhaltung der Gäste gesorgt. Über einen QR-Code konnten zum einen Glückwünsche an das Paar übermittelt werden, die live gezeigt wurden oder es wurden Spiele gespielt, die auch über die App gesteuert wurden. So saß zum Beispiel die gesamte Hochzeitsgesellschaft da und hat wie wild geworden das Handy geschüttelt. Matthias hat so viel geschüttelt, dass er einmal sogar auf Platz 2 gelandet ist.

Während Chenxi sich wieder umgezogen hat (die Arme hat quasi das komplette Essen verpasst), wurden über die App noch zufällig Gäste für ein weiteres Spiel ausgewählt. Zusätzlich dazu sollte noch einer von uns beiden (wir waren die einzigen ausländischen Gäste), mitmachen. Isabel hat Matthias vorgeschickt, welcher dann gegen die anderen Gäste in "Schere, Stein, Papier" antreten durfte. Leider hat er nicht den roten Umschlag gewonnen, lustig war es aber trotzdem.

Interessant war, dass während all der Zeit gegessen wurde und immer wieder neue Speisen auf den Tisch gewandert sind.

Ende der Feier

Nachdem das Essen beendet war, war die Hochzeit eigentlich vorbei. Viele Gäste, darunter zum Beispiel auch Chenxis Familie, haben sich auf den Heimweg gemacht. Auch wir sind zurück ins Hotel gefahren um uns ein bisschnen auszuruhen und die ganzen Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Abends waren wir noch zum Abendessen bei der Hochzeitslocation eingeladen. Nach dem Mittagessen hatten wir ein wenig Sorge, dass das Essen auch wieder sehr extravagant werden würde.

Abendessen

Die Sorge war aber unberechtigt. Auch wenn das Essen auch am Abend anders war als das alltägliche chinesische Essen, hat man deutlich mehr bekanntes auf den Tellern wiedergefunden. Es waren nur noch wenige Gäste für das Abendessen geblieben und wir haben uns einen Tisch mit Chenxi (die nun einen riesigen Hunger hatte), Tianyu, Tianyus Eltern und seinem in Deutschland studierenden Cousin mit dessen Eltern geteilt. Zusammen hatten wir noch einen sehr schönen Abend und wir haben auf die deutsch-chinesische Freundschaft angestoßen. Für uns war es eine sehr große Ehre bei der Hochzeit dabei sein zu dürfen. Für die Chinesen war es eine Ehre, dass wir nur für die Hochzeit so einen weiten Weg auf uns genommen haben.

Nach dem Essen haben uns Chenxi und Tianyu noch zum Hotel gebracht. Die beiden sind noch am Abend zurück nach Hause gefahren. Leider mussten wir uns nun auch schon von den beiden verabschieden, da sie in den nächsten Tagen schon zu Chenxis Familie in ihre Heimatstadt fliegen, um dort nächstes Wochenende nocheinmal mit Chenxis ganzer Familie zu feiern.

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